Einige der weltweit bedeutendsten deutschen/deutschsprachigen Minderheiten in der Übersicht
Wenn sich Deutsche dazu entschließen, ihre Heimat zu verlassen und auszuwandern, kann es dafür viele verschiedene Gründe geben. Dies ist heute so, war aber auch in der Vergangenheit nicht anders.
Während heute jedoch viele auswandern, weil sie sich eine bessere wirtschaftliche Situation, bessere Chancen für eine berufliche Karriere oder einen höheren Lebensstandard in der Fremde erhoffen, waren früher oft widrige Lebensumstände der Hauptgrund für die Auswanderung.
Daneben spielten auch die Abenteuerlust und die Kolonialisierungen eine Rolle. Teilweise war es aber auch so, dass sich Ländergrenzen verschoben und die Bewohner dadurch, ohne tatsächlich ausgewandert zu sein, plötzlich in einem anderen Land lebten.
Bis heute gibt es praktisch auf jedem Kontinent deutsche Minderheiten, die sich die Grundzüge der deutschen Sprache erhalten haben, auch wenn sich Sprache und Kultur natürlich im Laufe der Zeit mit anderen Einflüssen vermischt haben.
Einige der weltweit bedeutendsten deutschen/deutschsprachigen Minderheiten stellt die folgende Übersicht in alphabetischer Reihenfolge vor:
Inhalt
Die Deutschlothringer
Anders als der Süden, die Mitte und der Westen, wo französischsprachige Menschen leben, ist der Nordosten Lothringens nach alter Tradition deutsch. Französisch ist zwar auch hier die offizielle Amtssprache in der Schule und in der Öffentlichkeit, aber vor allem die älteren Menschen in ländlichen Regionen sprechen nach wie vor deutsch.
Dabei sind neben einem mittelfränkischen Dialekt auch der moselfränkische, der rheinfränkische und der lothringische Dialekt vertreten. Lothringen entstand im Zuge der Aufteilung des karolingischen Mittelreichs im Jahre 855 als eigenständiges Königreich.
Vor allem während des Mittelalters geriet das im heutigen Ostfrankreich gelegene Land dann unter wechselnde Herrschaft, bis es schließlich 1766 in das Herzogtum Frankreich eingegliedert wurde. 1871 wurde Lothringen ein Teil von Deutschland, 1918 fiel es zurück an Frankreich und 1940 wurde es wieder deutsch. Seit 1945 gehört Lothringen nun endgültig zu Frankreich.
Die Deutschnamibier
Diese deutsche Minderheit kam im Zuge der deutschen Kolonialisierung zwischen 1884 und 1915 nach Afrika. Heute leben zwischen 22.000 und 30.000 Deutschnamibier in der im Südwesten Afrikas gelegenen Republik Namibia und viele von ihnen haben sowohl die namibische als auch die deutsche Staatsangehörigkeit.
Die Deutschnamibier bezeichnen sich selbst übrigens als Deutsche, während sie deutsche Staatsbürger als Deutschländer bezeichnen. Die deutsche Lebensart hat ihre Spuren bis heute in der Kultur, der Wirtschaft und der Küche hinterlassen und in vielen Städten und Regionen wird neben Afrikaans und Englisch auch Deutsch gesprochen.
Neben Namibia haben zahlreiche deutsche Auswanderer auch in Südafrika und in Angola ein neues zu Hause gefunden.
Die deutschen Nordschleswiger
Im 12. Jahrhundert stand Schleswig unter dänischer Krone. Seit 1460 bestand eine sehr enge Verbindung zum deutschen Herzogtum Holstein, das zwar vom dänischen König regiert wurde, in dem aber im Norden Deutsch die Amtssprache war.
Heute leben knapp 20.000 deutschstämmige Menschen im dänischen Nordschleswig und neben Hochdeutsch sprechen sie auch das Nordschleswiger Platt. Außerdem wird ein südjütischer Dialekt als Umgangssprache verwendet. Unabhängig davon, ob die Bewohner deutsche oder dänische Wurzeln haben, verstehen sich die meisten als Schleswiger, was sich dann auch in der Kultur und der Politik widerspiegelt.
So gibt es im dänischen Nordschleswig über 20 deutsche Kindergärten, 15 deutsche Schulen und ein deutsches Gymnasium. Als Besonderheit ist das Schulsystem dabei so aufgebaut, dass die Kinder am Ende ihrer Schullaufbahn sowohl einen deutschen als auch einen dänischen Schulabschluss haben.
Die Russlanddeutschen
Die meisten Russlanddeutschen haben Vorfahren, die um das Jahr 1763 von der russischen Zarin Katharina II., auch bekannt als Katharina die Große, angeworben wurden. Die Zarin selbst stammte aus dem deutschen Fürstenhaus Anhalt-Zerbst und erhoffte sich, die landwirtschaftlichen Kapazitäten besser nutzen zu können, wenn sie Bauern und Handwerker ins Land holte. Die Zarin versprach ihren Landsleuten unter anderem Steuerfreiheit und stellte ihnen Land in Aussicht.
In der Folge wanderten viele Bauern und auch Abenteurer vor allem aus Südwestdeutschland nach Russland aus, wo sie von der Monarchie auch tatsächlich sehr wohlwollend behandelt wurden. So gelang es vielen Auswanderern, die oft aus ärmlichen Verhältnissen kamen, im Laufe der Zeit zu reichen Großgrundbesitzern zu werden. Dies schürte allerdings Neid und vor allem während der ersten russischen Revolution 1905 waren die Russlanddeutschen deutlichen Anfeindungen der russischen Bevölkerung ausgesetzt.
Einige Jahre später wurde es dann verboten, deutsch zu sprechen, und mit dem Sturz der Monarchie eskalierte die Situation schließlich. In der Folge kam es zu regelrechten Massakern und Zwangsumsiedlungen. Zu den Russlanddeutschen werden einige Bevölkerungsgruppen gezählt, darunter beispielsweise die Kasachstan-, die Kirgisistan- und die Wolgadeutschen.
Viele Nachfahren von Russlanddeutschen sind mittlerweile nach Deutschland zurückgekehrt, mehrere Hunderttausend leben aber nach wie vor in der ehemaligen UdSSR, davon allein rund 350.000 in Sibirien.
Deutsche Auswanderer in Südamerika
Vor rund 200 Jahren wanderten zahlreiche Deutsche nach Brasilien aus. Viele von ihnen brachten einen Hunsrücker Dialekt mit und da sie sich überwiegend in dem Bundesstaat Rio Grande do Sul niederließen, entwickelte sich eine Sprache namens Riograndenser Hunsrückisch. Diese Sprache wird bis heute in einigen Regionen Südbrasiliens gesprochen und war lange Zeit sogar der häufigste Dialekt im Süden Brasiliens. Dies änderte sich, als zur Zeit des Zweiten Weltkrieges Deutsch als Umgangssprache verboten wurde.
Im Laufe der Jahrzehnte vermischte sich die Sprache außerdem mit Einflüssen aus anderen deutschen Dialekten sowie portugiesischen und italienischen Sprachelementen. Schätzungen gehen davon aus, dass bis heute bei jedem zehnten Brasilianer auch deutsches Blut durch seine Adern fließt. Aber nicht nur Brasilien war und ist ein beliebtes Auswanderungsziel der Deutschen. Sehr viele deutsche Auswanderer fanden auch in Chile, Paraguay und Argentinien eine neue Heimat.
Die Texasdeutschen
Etwa in der Mitte des 19. Jahrhunderts siedelten knapp 7.500 Deutsche nach Amerika über, unterstützt durch den Mainzer Adelsverein. Hierbei handelte es sich um eine Organisation, die deutschen Auswanderern dabei half, in Texas Fuß zu fassen, um so der Not und Armut in Deutschland zu entfliehen. Die deutschen Auswanderer waren es dann auch, die in Texas Städte wie Fredericksburg, New Braunfels, Schulenburg oder Weimar gründeten.
Gleichzeitig weigerten sich die Auswanderer aber, ihre eigene Sprache abzulegen und Englisch zu sprechen. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts fand der Schulunterricht schließlich doch in englischer Sprache statt.
Im Laufe der Zeit vermischte sich die deutsche Sprache der Auswanderer dann auch immer mehr mit dem Englischen und das heutige Texasdeutsch ist tatsächlich ein bunt zusammen gewürfelter Mix aus Deutsch und Englisch.
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