Als Expat auswandern

Als Expat auswandern

Die Ausbildungsstandards in Deutschland sind hoch und dementsprechend gefragt sind deutsche Fachkräfte im Ausland. Viele Auswanderungsexperten bescheinigen qualifizierten Arbeitnehmern mit Berufspraxis deshalb gute Chancen, als Auswanderer Fuß zu fassen.

Als Expat auswandern

Noch etwas leichter soll es für Expats sein, denn sie haben ihren Arbeitsplatz bereits sicher, wenn sie ins Ausland aufbrechen. Die Realität ist mitunter jedoch eine andere. Eine Auswanderung als Expat kann natürlich eine gute Möglichkeit sein. Eine Garantie dafür, dass die Auswanderung klappt, ist sie aber nicht.

Nur: Was ist ein Expat überhaupt? Was ist das Besondere daran, als Expat auszuwandern? Und für wen kommt diese Variante in Frage? 

Was ist ein Expat?

Als Expat wird eine Fachkraft bezeichnet, die im Ausland für ein deutsches Unternehmen arbeitet. Der Arbeitgeber ist meist eine Firma oder ein Konzern mit internationaler Ausrichtung und Niederlassungen oder Tochterunternehmen im Ausland.

Der Expat wird entsendet, um im Ausland beispielsweise einen neuen Standort aufzubauen, eine Abteilung zu etablieren, beim Auf- oder Ausbau eines Tätigkeitsbereichs zu helfen oder einfach um die Mitarbeiter vor Ort zu unterstützen.

In aller Regel handelt es sich um eine Auswanderung auf Zeit, meist ist ein Auslandsaufenthalt für ein bis drei Jahre geplant. Wird ein Arbeitnehmer als Expat ins Ausland geschickt, gelten für ihn andere Bestimmungen in Sachen Visum.

Vor allem in Ländern wie den USA, die ein komplexes Einreiseverfahren haben und strenge Anforderungen an den Erhalt einer Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis stellen, bekommt ein Expat leichter ein Visum.

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Wer kann als Expat auswandern?

Viele deutsche Unternehmen und Konzerne betreiben Niederlassungen im Ausland oder haben dort Tochterfirmen gegründet. Um die Geschäfte voranzubringen und die internationale Zusammenarbeit zu stärken, entsenden sie immer wieder deutsche Mitarbeiter.

Meistens handelt es sich bei diesen Mitarbeitern um Arbeiternehmer, die schon seit längerer Zeit für das Unternehmen tätig sind und die internen Strukturen und Arbeitsabläufe kennen. Teilweise werden Stellen für Expats aber auch gezielt ausgeschrieben.

In diesem Fall werden oft mehrere Mitarbeiter neu eingestellt und in speziellen Schulungen und Qualifizierungsmaßnahmen auf den Auslandseinsatz vorbereitet. Allerdings ist ein solches Vorgehen eher die Ausnahme und häufig nur dann eine Option, wenn die Stellen intern nicht besetzt werden können.

Welche Voraussetzungen ein Mitarbeiter mitbringen muss, um als Expat auswandern zu können, hängt vom Unternehmen und den Anforderungen der Stelle ab. Zu den Grundvoraussetzungen gehören aber immer eine abgeschlossene Berufsausbildung und Berufspraxis.

Außerdem muss ein Expat fließend Englisch sprechen können. Je nach Zielland und Position werden zudem Kenntnisse der jeweiligen Landessprache erwartet.

Interkulturelle Kompetenzen und die Offenheit gegenüber anderen Kulturen sind ebenfalls Pflicht. Ein weiteres Auswahlkriterium ist oft die persönliche Lebenssituation des Mitarbeiters. Nicht alle Unternehmen sind bereit, den Umzug der gesamten Familie zu finanzieren.

Deshalb werden Singles und kinderlose Paare häufig bevorzugt ins Ausland entsendet. Andererseits spielt aber auch das Zielland eine Rolle.

Je nachdem, wohin der Weg führt und wie die kulturellen Besonderheiten sind, kann es durchaus sein, dass sich ein Unternehmen eher für einen älteren Familienvater als für eine junge Single-Frau entscheidet.

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Worauf gilt es bei einer Auswanderung als Expat zu achten?

Zunächst einmal sollte jemand, der als Expat ins Ausland gehen möchte, die gleichen Vorbereitungen treffen wie jeder andere Auswanderer auch. Hierzu gehört, sich mit dem Zielland und der Mentalität der Menschen zu beschäftigen, sich mit der Lebensart und der Kultur vertraut zu machen und die Sprachkenntnisse aufzufrischen.

Ideal ist es, wenn der Auswanderer das Land bei vorherigen Aufenthalten oder Urlauben schon etwas kennenlernen konnte. Als Expat kommen darüber hinaus aber noch ein paar Besonderheiten dazu:

In aller Regel stellt der Arbeitgeber vor Ort eine Dienstwohnung zur Verfügung. Zudem kümmert er sich um die Formalitäten und den Umzug. Allerdings betrifft dies in erster Linie den Mitarbeiter.

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Einige Unternehmen finanzieren den Umzug der gesamten Familie, organisieren Kindergarten- und Schulplätze, erledigen alle Formalitäten und bezahlen die kompletten Versicherungsbeiträge, beispielsweise für die Krankenversicherung.

Bei anderen Unternehmen muss sich der Mitarbeiter selbst darum kümmern, wenn er zusammen mit seiner Familie auswandern möchte. Wichtig ist deshalb, sich zuvor mit seinem Arbeitgeber zusammenzusetzen und diese Fragen zu klären.

Viele Expats fiebern ihrem Auslandsaufenthalt entgegen, übersehen dabei aber, dass es sich planmäßig nur um eine zeitlich befristete Auswanderung handelt. Die Rückkehr wird deshalb oft überhaupt nicht bedacht.

Genau hier liegt aber ein echter Stolperstein. Häufig erhält der Expat nämlich einen gesonderten Arbeitsvertrag für die Zeit seines Auslandsaufenthaltes.

Gleichzeitig wird der bisherige Arbeitsvertrag damit aufgehoben. Kehrt der Expat dann wieder nach Deutschland zurück, hat er meist keinen Anspruch mehr auf seinen vorherigen Arbeitsplatz oder zumindest eine Stelle in vergleichbarer Position. Mitunter muss sich der Expat sogar einen neuen Arbeitgeber suchen.

Noch schwieriger wird es, wenn der Expat den Auslandsaufenthalt abbrechen und vorzeitig zurückkehren möchte. Andersherum kann der Expat die Zeit im Ausland aber auch dazu nutzen, um neue Kontakte zu knüpfen und sich so seine Zukunft im Ausland zu sichern.

Grundsätzlich sollte der Expat mit seinem Arbeitgeber Absprachen für die Zeit nach der Rückkehr treffen. So ist er auf der sicheren Seite. Entscheidet sich der Expat dazu, im Ausland zu bleiben, kann er den Vertrag mit seinem bisherigen Arbeitgeber immer noch kündigen.

Ein Faktor, den der Expat nicht unterschätzen sollte, ist der Neid der Kollegen. Dies gilt vor allem dann, wenn es mehrere Bewerber mit vergleichbaren Qualifikationen gab.

Damit die Arbeitsatmosphäre auch nach einer möglichen Rückkehr stimmt, sollte der Expat den Kontakt zu seinen früheren Arbeitskollegen und direkten Vorgesetzten auf jeden Fall aufrechterhalten. Gleiches gilt natürlich für Freunde und Bekannte.

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Entsendeformen: Welche Modelle es gibt – und was sie bedeuten

Entsendung (klassischer Expat-Vertrag): Du bleibst rechtlich beim deutschen Arbeitgeber, erhältst einen befristeten Auslandsvertrag samt Entsende-Policy. Typisch: Zusatzleistungen (Housing, Umzug, Schule), Steuer-Equalization und Rückkehrzusage.

Local Hire (lokaler Arbeitsvertrag): Du wechselst auf einen Vertrag im Zielland. Vorteile: tiefe lokale Integration, oft höheres Fixgehalt. Nachteil: weniger Schutz/Leistungen und schwieriger bei Repatriation.

Commuter/Rotationsmodell: Regelmäßige Einsätze (z. B. 6/2 Wochen). Gut für Aufbauprojekte – belastet aber Familie und führt teils zu komplexer Steuer-/SV-Behandlung.

Inpatriate: Umgekehrter Fall: Kollegen aus dem Ausland arbeiten zeitweise in Deutschland – wichtig für deine spätere Zusammenarbeit vor Ort.

Vergütung & Benefits: Worauf du konkret achten solltest

  • Grundgehalt & Nettolohnvereinbarung: Häufig wird mit Net Pay gearbeitet; der Arbeitgeber gleicht Steuerdifferenzen über Tax Equalization/Hypotax aus. So bleibt dein Netto planbar.
  • COLA & Hardship: Cost-of-Living Allowance (Teuerungszuschlag) und ggf. Hardship Allowance bei herausfordernden Standorten.
  • Housing & Mobility: Mietzuschuss, Dienstwohnung, Fahrer, ÖPNV-Karte oder Firmenwagen, Home-Leave-Flüge.
  • Familienleistungen: Kita/Schule (international school), Sprachkurse, Partner-Karrierehilfe (spousal support), Relocation-Coach.
  • Versicherungen: Internationaler Kranken­schutz, Unfall-/Haftpflicht, ggf. Evakuierungs- und Krisenschutz.

Tipp: Lass dir die komplette Assignment Policy schriftlich geben – mit klaren Regeln zu Beginn, Verlängerung, Abbruch und Rückkehr.

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Steuern & Sozialversicherung: Typische Fallstricke vermeiden

  • Doppelbesteuerungsabkommen (DBA): Regelt, wo welches Einkommen versteuert wird. Prüfe, ob Steuerausgleich greift (Hypotax/Equalization).
  • A1-Bescheinigung (EU/EWR/CH): Bei befristeten Entsendungen bleibst du oft in der deutschen Sozialversicherung – A1 rechtzeitig beantragen.
  • Totalization Agreements (außerhalb EU): Prüfen, ob Abkommen zur Vermeidung doppelter Sozialversicherungs­beiträge existieren.
  • Benefits als geldwerter Vorteil: Wohnung, Schulgeld etc. können steuerlich relevant sein – Transparenz spart Ärger.

Hinweis: Kein Ersatz für Steuerberatung; sprich früh mit Global-Mobility/Payroll und einem Steuerprofi.

Visum & Arbeitserlaubnis: Was Expats erleichtert – und was nicht

  • Intra-Company-Transfer: Viele Länder kennen vereinfachte Titel für Konzernversetzungen (z. B. EU-ICT-Karte; in den USA häufig L-1 für Führungskräfte/Spezialisten).
  • Blue Card EU: Für hochqualifizierte Fachkräfte innerhalb der EU mit Mindestgehalt – relevant, wenn du in ein anderes EU-Land wechselst.
  • Familiennachzug & Arbeit des Partners: Prüfe, ob dein Partner arbeiten darf und welche Unterlagen Schulen verlangen.

Je früher HR/Global Mobility involviert ist, desto reibungsloser läuft der Prozess – und desto schneller liegt dein Work Permit vor.

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Absicherung & Vorsorge: Denk an „Plan B“

  • Gesundheit: Internationaler Krankenversicherungsschutz mit ambulant, stationär, Zahn, Rücktransport; lokale Impf-/Vorgaben checken.
  • Altersvorsorge: Wie fließen Entsendejahre in Rentenpunkte/Betriebsrente ein? Gibt es Pension Continuation?
  • Haftpflicht/Unfall/KFZ: Landesübliche Deckungssummen, ggf. Kasko für Dienstwagen.
  • Dokumenten-Backup: Digitale Kopien (verschlüsselt) von Pässen, Visa, Versicherungen, Heirats-/Geburtsurkunden.
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Partner, Kinder, Schule: Die Familienperspektive

  • Partner-Karriere: Remote-Optionen, lokale Arbeitserlaubnis, Karriere-Coaching.
  • Schule & Curriculum: Wartezeiten internationaler Schulen, Sprache/IB-Programm, Übergänge zurück nach Deutschland.
  • Alltag & Integration: Sprachkurse, Sportvereine, Expat-Netzwerke – was macht dein „neues Zuhause“ lebenswert?

Kultur & Integration: Die „U-Kurve“ bewusst managen

Fast alle Expats erleben die Anpassungskurve: Honeymoon → Culture Shock → Anpassung → Integration.

Hilft konkret: Cross-Cultural-Training, Mentor vor Ort, regelmäßige 1:1s mit lokalen Leads, klare Zielbilder fürs erste Quartal, und: bewusst kleine Erfolge feiern.

Repatriation & Karriere: Rückkehr ist ein Projekt

  • Rückkehrklausel: Rolle, Band/Level, Gehalt, Standort – schriftlich fixieren, am besten schon vor Abreise.
  • Talent-Pipeline: Welche Positionen kommen in 12–18 Monaten infrage?
  • Wissenstransfer: Plane handover & Lessons Learned – das schützt deine Sichtbarkeit intern.
  • Abbruch-Szenario: Was passiert bei vorzeitiger Rückkehr (Wohnung, Schule, Steuern, Kosten)?

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Praxis: Dein Vorbereitungs-Fahrplan (12 → 0 Wochen)

12–8 Wochen: Budget/COL-Check, erste Wohnbezirke, Schulplätze anfragen, A1/Work-Permit anstoßen, Versicherungsbedarf klären.

8–4 Wochen: Banking (lokales Konto), internationale Führerschein-/KFZ-Themen, Umzug/Seefracht, Arzttermine/Impfungen, Vollmachten.

4–0 Wochen: Mietvertrag/Inventarliste, Notfallkontakte, Anreise/Temporary Housing, Onboarding-Plan (erste 90 Tage), Welcome-Ordner für Familie.

Checkliste: Gespräche mit dem Arbeitgeber (Kurzliste)

  • Vertragsart (Entsendung/Local Hire), Laufzeit, Verlängerungsoption
  • Gehaltsstruktur (Brutto/Netto, Hypotax/Equalization), Boni, Wechselkurslogik
  • Leistungen (Housing, Schule, Home-Leave, Relocation, Sprachtraining)
  • Versicherung & Vorsorge (KV, Unfall, Haftpflicht, Rente)
  • Repatriation (Rolle, Level, Standort, Timing, Abbruchregelung)

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Gerd Fröhlich, - Auslandskorrespondent, Gabi Naue-Rogers, - Expat in Amerika (USA) und Tobi Meissner, - Reiseblogger und Backpacker, sowie Christian Gülcan, Betreiber und Redakteur dieser Webseite, schreiben hier Wissenswertes, Tipps, Anleitungen und Ratgeber zu den USA und der Greencard.

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