Deutsche Traditionen im Texas Hill Country

Deutsche Traditionen im Texas Hill Country

Cowboys, Pferde, Rinder, Wilder Westen: Texas verknüpfen viele mit dem typischen Bild von den USA. Doch im Süden des US-Bundesstaates, konkret in Texas Hill Country, geht es mancherorts sehr deutsch zu. So findet zum Beispiel in New Braunfels seit vielen Jahrzehnten das alljährliche Wurstfest statt. Während auf der Festzeltbühne eine Blaskapelle Volksmusik zum Besten gibt, trinken die Besucher Bier aus Maßkrügen, lassen sich Bratwurst mit Sauerkraut oder frischen Apfelstrudel schmecken oder stöbern an den Ständen mit Lederhosen und Dirndln.

Deutsche Traditionen im Texas Hill Country

Wir machen eine Reise auf den Spuren der Siedler, die die deutschen Traditionen mitgebracht haben, die Texas Hill Country bis heute prägen:

Der Beginn der Siedlungsgeschichte

Die Region zwischen Austin und San Antonio wird als German Belt bezeichnet. In dem deutschen Gürtel liegt auch New Braunfels. Gründer der Stadt im Texas Hill Country war Prinz Carl zu Solms-Braunfels.

1812 in Neustrelitz geboren, interessierte sich der Adlige schon früh für das Auswandern und für Texas. Zusammen mit 21 weiteren Adligen rief der Prinz im Jahr 1842 deshalb bei Mainz einen Verein zum Schutz deutscher Einwanderer in Texas ins Leben.

Im Auftrag des Vereins reiste der Prinz 1844 in die USA, um in Texas Land zu kaufen. Für die deutschen Siedler gründete er zunächst an der texanischen Golfküste die spätere Hafenstadt Indianola.

Außerdem erwarb er 500 Hektar Land dort, wo der Cornal und der Guadalupe River zusammenfließen. Ende März 1845 erreichte der erste Treck mit Siedlern aus Deutschland die neue Heimat. So entstand New Braunfels.

Noch im selben Jahr trat der Prinz den Rückweg nach Deutschland an und kehrte bis zu seinem Tod im Jahr 1875 nicht mehr nach Texas zurück. New Braunfels hingegen legte eine prächtige Entwicklung hin.

Zum Nachfolger des Prinzen beim Verein wurde Otfried Hans Freiherr von Meusebach, der sich später John O. Meusebach nannte.

Er gründete knapp 120 Kilometer nordwestlich von New Braunsfeld mit Fredericksburg eine weitere deutsche Stadt.

Spannende Eindrücke in New Braunfels

Solche Geschichten über die deutschen Siedler in Texas erfährt der Besucher, wenn er sich das Sophienburg Museum in New Braunfels anschaut. Damals durfte jede Familie nur eine Kiste mitbringen und einige dieser Reisekisten sind heute Teil der Ausstellung.

Dazu kommen unter anderem die Passagierlisten der Schiffe, die die Siedler einst in die USA brachten, und Ausgaben der Zeitung in der neuen Heimat.

Die Bewohner der beschaulichen Stadt, die mit tollen Antiquitätenläden und Galerien punktet, sind bis heute stolz auf ihre deutschen Wurzeln. Das äußert sich beispielsweise dadurch, dass viele Ältere in der Gegend nach wie vor das sogenannte Texasdeutsch sprechen. Texasdeutsch ist eine eigene Sprache, die das Deutsch der einstigen Einwanderer mit amerikanischen Vokabeln mischt.

Auch das eingangs erwähnte Wurstfest ist Teil des kulturellen Erbes. Die örtlichen Metzger initiierten das Fest Anfang der 1960er-Jahre, um auf diese Weise für ihre Wurstwaren zu werben.

Der riesige Erfolg führte dazu, dass das Fest seitdem jedes Jahr im November wiederholt wird und gleichzeitig immer weiter wuchs. Inzwischen dauert das Wurstfest zehn Tage lang und lockt hunderttausende Besucher an.

Möchte der Besucher dem Trubel im bayerischen Stil entgehen, kann er auch im Gruene Historic District auf den Spuren der Siedler wandeln. Was heute ein Stadtteil von New Braunsfeld ist, war ursprünglich ein Dorf.

Der Name geht auf die Farmerfamilie Gruene zurück, deren Söhne das Dorf gründeten. An den breiten Straßen reihen sich gepflegte Häuser mit großen Veranden aneinander.

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Viele von ihnen beherbergen Geschäfte oder Galerien, während in den Gärten Cafés und Bars zu einer Pause einladen, oft begleitet von Live-Musik.

Das Wahrzeichen des Stadtteils ist ein historischer Wasserturm, der die übrigen Gebäude überragt. Nicht weit davon entfernt befindet sich die Gruene Dance Hall. 1878 erbaut, ist sie die älteste Tanzhalle in Texas, die durchgängig in Betrieb ist und auf ihrer kleinen Bühne bereits Weltstars begrüßte.

Schräg gegenüber, in einem eher unscheinbaren Gebäude aus Backstein, ist der Gruene General Store untergebracht. In dem traditionellen Gemischtwarenladen kann sich der Besucher mit allerlei lokalen Produkten eindecken.

Natur, Wein und Pfirsiche

Ein Roadtrip gehört in den USA irgendwie dazu und Texas lässt sich ohnehin mit dem Auto am besten erkunden. Deshalb sollte der Besucher die Gelegenheit nutzen und von New Braunsfeld aus durchs Texas Hill Country nach Fredericksburg fahren.

Die Landschaft in Texas Hill Country wird von sanften Hügeln bestimmt. Hickory-Eichen, Wacholder und verschiedenste Gräser sorgen für eine Kulisse, in der sich die unzähligen Weißwedelhirsche genauso wohlfühlen wie Geier.

Unterwegs sollte der Besucher einen Abstecher nach Luckenbach machen. Ende der 1840er-Jahre besiedelten deutsche Farmer das Land. Darunter waren auch die beiden Brüder Jacob und August Luckenbach, der Ort wurde später nach einem Familienmitglied benannt.

Die Mini-Stadt hatte zu ihrer Hochzeit 492 Einwohner, heute sind es laut Ortsschild nur noch drei. Der Ort selbst besteht aus ein paar Schuppen, einem Tanzsaal und einer Poststelle mit Geschäft und Saloon. Luckenbach wirkt wie eine schaurig-schöne Geisterstadt und genau das macht den Besuch so unvergesslich.

Auf dem weiteren Weg nach Fredericksburg kommt der Besucher an den typischen Ranches vorbei und erreicht schon bald die ersten Weinberge. Texas Hill Country gehört zu den Weinregionen der USA, die seit einigen Jahren besonders schnell wachsen.

Obwohl Fredericksburg nur rund 12.000 Einwohner hat, soll es allein hier inzwischen über 50 Weinkellereien geben. In vielen davon kann der Besucher die edlen Tropfen auch verkosten.

Neben Wein ist die Gegend außerdem für ihre Pfirsiche bekannt. Von Mitte Mai bis Mitte August finden sich überall Verkaufsstände und die hiesigen Restaurants servieren verschiedenste Gerichte mit dem leckeren Steinobst.

Marmeladen, Gelees und Soßen aus den lokalen Früchten kann der Besucher aber natürlich ganzjährig kaufen.

Historisches in Fredericksburg

Die Vielzahl bedeutsamer historischer Gebäude hat dazu geführt, dass die Innenstadt von Fredericksburg schon 1970 zum National Historic District erklärt wurde. Viele dieser Gebäude stehen an der breiten Mainstreet.

Darunter ist ein Nachbau der achteckigen Vereinskirche aus dem Jahr 1847, in dem sich heute ein Museum befindet.

Der Nachbau steht am großen Marktplatz, der zugleich Austragungsort für verschiedene Veranstaltungen wie etwa den alljährlichen Weihnachtsmarkt mit seiner neun Meter hohen Weihnachtspyramide ist.

Nicht weit entfernt davon gibt es das Pioneer Museum. Dabei handelt es sich um eine Art Freilichtmuseum, das aus Häusern verschiedener Epochen der Siedlungsgeschichte besteht.

Außerdem säumen die sogenannten Sonntagshäuser die Straße. Diese Häuser nutzten die Farmerfamilien aus der Gegend, wenn sie übers Wochenende vom Land in die Stadt kamen.

Die typischen Ladenketten gibt es in Fredericksburg so nicht. Stattdessen verteilen sich entlang der Hauptstraße rund 150 kleine Geschäfte, Boutiquen, Galerien, Restaurants und Bars, die allesamt von lokalen Inhabern betrieben werden.

Und wie es sich für deutsche Traditionen gehört, wird natürlich vor Ort auch Bier gebraut. Die große Altstadt Brewery vor den Toren der Stadt ist für ihre Biere bekannt, die nach deutschem Vorbild gebraut werden.

Passend zur Region gibt es jeden Frühling ein Bier mit dem Aroma von Pfirsichen. Der Besucher kann sich die Brauerei anschauen und an einer Verkostung teilnehmen. Außerdem findet alljährlich ein Oktoberfest statt. Schließlich ist das ebenfalls ein Stück deutsches Kulturerbe.

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Gerd Fröhlich, - Auslandskorrespondent, Gabi Naue-Rogers, - Expat in Amerika (USA) und Tobi Meissner, - Reiseblogger und Backpacker, sowie Christian Gülcan, Betreiber und Redakteur dieser Webseite, schreiben hier Wissenswertes, Tipps, Anleitungen und Ratgeber zu den USA und der Greencard.

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